3. März 2015: Ich hab das Lachen nicht verlernt
Zeitzeugengespräch mit Edith Erbrich
19. März 2015: Amazon ausgeliefert?
Podiumsdiskussion
17. April 2015: Frankfurt liest ein Buch 2015
Grüße und Küsse an alle
8. Mai 2015: Indonesien – ein literarischer Genuss
22. Mai 2015: Gemischtes Doppel
Kunst und Literatur: Claude Monet
17. Juli 2015: Krimilesung im Brentanobad
Ursula Neeb liest aus „Madame ermittelt“
6. November 2015: Noch ein Glück
Trude Simonsohn im Gespräch mit Elisabeth Abendroth
„Ich hab‘ das Lachen nicht verlernt“ – Zeitzeugengespräch mit Edith Erbrich
Lange behielt die Frankfurterin die Erinnerung an ihre Kindheit und ihre Deportation nach Theresienstadt für sich. Jetzt berichtet sie über ihre Erfahrungen als „jüdisches Mischlingskind“, ihre Zeit im Lager und ihren Weg zurück in die deutsche Nachkriegsgesellschaft. So auch am 3. März 2015 in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtteilbibliothek Rödelheim.
Noch im Februar 1945, als das KZ Auschwitz bereits befreit war und das Kriegsende unmittelbar bevorstand, wurden Edith Erbrich, ihre Schwester und ihr Vater mit einem der letzten Transporte nach Theresienstadt deportiert, während die hochschwangere Mutter in Frankfurt zurückblieb. Im Gespräch erzählte Edith Erbrich von der mehrtägigen Fahrt im Viehwaggon, der Zeit im Lager, der Befreiung in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai und dem beschwerlichen Weg zurück nach Hause. Besonders bewegte die Zuhörer die Frage, wie es möglich war, nach diesen Erlebnissen wieder mit den gleichen Nachbarn zusammenzuleben, die noch vor wenigen Monaten applaudiert hatten, als die Familie abgeholt wurde. „Lass es ruhen“, so lautete die Antwort, wenn Edith und ihre Schwester mit ihren Eltern über das Erlebte sprechen wollten. Man war fest entschlossen, nun das normale Leben anfangen zu lassen. In diesem Schweigen waren sich die Familien der Opfer und der Täter auf beklemmende Weise einig. Und so schwieg auch Edith Erbrich 50 Jahre lang, wollte die Vergangenheit nicht mehr an sich heranlassen. Bis „der Knoten platzt“, als sie von einer Ausstellung hört mit Zeichnungen von Kindern aus dem KZ Theresienstadt. Seit 2001 berichtet sie als Zeitzeugin und besucht vor allem Schulen. Denn die wichtigste Botschaft, die sie Kindern und Jugendlichen auf den Weg geben will, ist die Verantwortung, nicht wieder zuzulassen, dass sich die Geschichte wiederholt.
Unter dem Titel „Ich hab das Lachen nicht verlernt“ ist die Biografie von Edith Erbrich in der edition momos Verlagsgesellschaft mbH erschienen. ISBN 978-3-930578-26-9
Eine Veranstaltung der Stadtteilbibliothek Rödelheim, Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 und Initiative Synagoge Rödelheim. Fotos: Heidt
Amazon ausgeliefert?
Podium mit Dr. Joachim Unseld (Verleger), Hilke-Gesa Bußmann (Autorin im Selbstverlag), Barbara Determann (Buchhändlerin) und Moderator Holger Ehling (v.l.n.r.),
Foto: Heidt
Buchhändler klagen, Amazon sei durch sein aggressives Verhalten am Markt verantwortlich für die Schließung von Buchläden. Verlage befürchten, Amazons Rabattforderungen langfristig nicht mehr schultern zu können und sehen sich bei Weigerung mit Lieferverzögerungen konfrontiert. Zudem bietet sich Amazon Autoren als neue Publikationsplattform an ‒ kurzum, Skeptiker befürchten bereits ein Monopol, das Kultur und Bildung in Deutschland aushöhlen könnte. Ist die Buchkultur Amazon tatsächlich ausgeliefert?
Kommentar von Angela Kalisch / Wie kommt eigentlich das Buch zum Leser? Es war einmal, vor langer, langer Zeit – die Älteren unter uns erinnern sich noch – da ging das so: Ein Autor bot sein Manuskript einem Verlag an. Dort befanden kluge Köpfe über dessen Qualität, und wenn ihr Urteil positiv ausfiel, taten sie einfach alles für diesen Autor und sein Manuskript: Von Korrektorat und Lektorat, Textsatz, Grafik, Druckproduktion über Werbung und Organisation von Lesereisen bis hin zum gemeinsamen nächtlichen Betrinken (obwohl, das kann auch ein Gerücht sein), erfuhr der Autor eine liebevolle Rundumbetreuung. Und schließlich sorgte der Verlag dafür, dass das Buch in den Buchhandlungen lag. Das waren kleine Läden in der Innenstadt und in den Stadtteilen, in denen Menschen arbeiteten, die über Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt informiert waren und die den Lesern eine kompetente Empfehlung geben konnten. Leser oder Kunden, die ein Buch als Geschenk suchten, kamen nämlich in diese Buchläden und konnten dort in den Regalen stöbern, Bücher anfassen und durchblättern und sich von Geschichten inspirieren lassen. Manchmal war sogar ein Autor vor Ort, las aus seinem Buch vor, signierte es, kam mit den Lesern ins Gespräch, trank ein Glas Wein mit ihnen. Und alle waren glücklich und zufrieden. Doch es brachen finstere Zeiten über das Land hinein. Die Mieten in den Innenstädten wurden immer teurer und konnten von den kleinen Buchhandlungen nicht mehr geschultert werden. Große Ketten machten sich breit, in denen sich der Leser fühlte wie in einem Kaufhaus. Das Buch war eine Ware geworden wie jede andere auch. Und dann kam Amazon. Niemand muss heute mehr das behagliche Heim verlassen, um in den Besitz eines Buches zu kommen. Ein Mausklick genügt und das Buch liegt im Warenkorb. Anstelle einer Buchhändlerin empfiehlt ein Algorithmus „Leser, die dieses Buch kauften, interessieren sich auch für jenes.“ Klick, in den Warenkorb. Ein bis zwei Tage später hat der Paketbote die Ware beim Nachbarn abgeliefert und das Lesevergnügen kann beginnen. Die Buchhandlungen werden nicht mehr gebraucht in der Verwertungskette, deshalb hat man sie beispielsweise in den USA schon so gut wie ganz abgeschafft. Und unsere Innenstädte? Dort stehen kleine Läden leer oder werden von Internetcafes, Mobilfunkanbietern und Spielcasinos besiedelt. Das ist zwar hässlich, stört uns aber kaum, denn wir müssen ja zum Glück gar nicht mehr vor die Tür und diese Trostlosigkeit ansehen, dem Onlinehandel sei Dank. Dafür ist außerdem auf unseren Straßen richtig was los. Massen von LKW sind dort unterwegs und fahren unsere Päckchen für uns hin und her. Mehr Verkehr dank Onlinehandel. Doch Amazon will ja nicht nur den Buchhändler ersetzen. Amazon will auch Verleger sein. Denn was ist mit den Autoren, deren Manuskript von den Verlagen abgelehnt wurde? Sie finden bei Amazon (und anderen Book-on-demand-Anbietern) eine Heimat. Und hier heißt es: Selbst ist der Autor! Hier hat der Autor die volle Kontrolle: selbst korrekturlesen, selbst setzen und gestalten, die Druckkosten entfallen, denn das Werk erscheint als E-Book. Auch die Werbung und Vermarktung übernimmt der Autor gerne selbst, denn er ist ja ohnehin den ganzen Tag in den sozialen Medien unterwegs und twittert mal eben in die Fangemeinde, dass das neue Buch zum Download bereit steht. Daumen hoch! Darauf trinkt der Autor nachts ein Glas Wein, allein, teilt das Erlebnis aber sofort mit den virtuellen Freunden. Daumen hoch! Und die Leser? Der moderne Leser freut sich, einen Autoren als Freund zu haben. Manchmal darf er sogar auf den Verlauf der Geschichten Einfluss nehmen, per Abstimmung. Und überlegt sich aufgrund so vieler kreativer Ideen, selbst Autor zu werden. Der ewiggestrige Leser jedoch findet sich nicht mehr zurecht. Auch er hat sich zwar einen E-Book-Reader besorgt. Das ist praktisch, da man die Schriftgröße der beginnenden Altersweitsichtigkeit anpassen kann. Aber wie findet er die Bücher, die es wert sind, gekauft zu werden? Früher drückten die Verlage den Büchern einen Qualitätsstempel auf, einfach dadurch, dass sie es unter ihrem guten Namen verlegten. Heute kann sich quasi jeder zum Autor berufen fühlen und seine Ergüsse in die Welt hinausblasen. Erst sortieren, dann veröffentlichen, das war einmal. Die Zeiten haben sich geändert: erst veröffentlichen, dann sortieren. Unter jeder Menge Müll liegen auch kleine Perlen. Doch diese zu finden fällt nun dem Leser selbst zu. Daumen runter für diese Entwicklung? Kleiner Tipp: Nur jammern, dass die kleinen Buchläden verschwinden, hilft nicht. Sie werden nur weiter existieren, wenn wir dort Bücher kaufen. Buy local, heißt das Zauberwort. Dafür müsste man nur mal vom Sofa aufstehen.
Freitag, 17. April 2015, 19:30 Uhr, Stadtteilbibliothek Rödelheim
Mirjam Pressler stellt »Grüße und Küsse an alle« vor: Die Geschichte der Familie von Anne Frank
Wie durch ein Wunder haben zahllose Briefe, Dokumente und Fotos der Familie von Anne Frank auf dem Dachboden eines Hauses der Familie in der Baseler Herbstgasse überlebt und wurden dort vor einigen Jahren entdeckt. Die wunderbare Erzählerin Mirjam Pressler hat daraus die einzigartige wie exemplarische Geschichte vom Aufstieg und Schicksal der deutsch-jüdischen Familie Frank aus Frankfurt zusammengefügt. Im Gespräch mit Harald Freiling stellt Mirjam Pressler ihre Geschichte der Familie von Anne Frank vor und liest aus »Grüße und Küsse an alle«. Fotos: Heidt
Freitag, 8. Mai 2015, 19.30 Uhr, Stadtteilbibliothek Rödelheim:
Indonesien – ein literarischer Genuss
Indonesien ist in diesem Jahr das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Ein Land voller Mythen und Legenden, aber auch ein Land, das starkem gesellschaftlichem und politischem Wandel unterworfen ist. Der größte Inselstaat der Welt mit über dreihundert verschiedenen Volksgruppen hat einen beeindruckenden Reichtum an Literatur hervorgebracht – von der wir allerdings so gut wie nichts wissen. Und ebenso vielfältig und unbekannt ist das breite Spektrum der indonesischen Küche. Einen ersten literarischen und kulinarischen Eindruck vermittelte der Abend Indonesien – ein literarischer Genuss. Martin Maria Schwarz, Redakteur und Moderator von hr2 kultur, las Texte indonesischer Autorinnen und Autoren und unterhielt sich mit dem Südostasienexperten Holger Warnk von der Johann Wolfgang Goethe-Universität und der Rödelheimerin Purwanty Syarief Adnan über indonesische Literatur und Küche. Begleitet wurde der gelungene Abend von einer Auswahl indonesischer Speisen. Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Quartiermanagements Rödelheim-West und dem Indonesischen Generalkonsulat Frankfurt. „Die Buchmesse hat am 8. Mai in Rödelheim begonnen!“, so das treffende Schlusswort von Martin M. Schwarz. Fotos: Heidt
Das Branchenmagazin BuchMarkt berichtet auf seiner Homepage (mit vielen Fotos) über die gelungene Veranstaltung zum Buchmessenland Indonesien.
Freitag, 22. Mai 2015, 19.30 Uhr, Stadtteilbibliothek Rödelheim
Kunst und Literatur: Claude Monet
„Hier und da errötete auf der Oberfläche, wie eine Erdbeere, eine Seerosenblüte…“, so Marcel Proust, der hier die Bilder des Impressionisten Claude Monet beschreibt und den Leitfaden der Veranstaltung vorgibt – die Begegnung von Wort und Werk. Die Kunsthistorikerin Petra Schwerdtner und der Germanist Adolf Fink eröffnen im Duett ungewöhnliche Perspektiven auf Leben und Schaffen des berühmten Malers. Neben zeitgenössischen Literaten, kommt der Künstler, den Chagall den „Michelangelo der Epoche“ nannte, mit zahlreichen seiner Briefe selbst zu Wort. Die Veranstaltung stimmt auf den Besuch der aktuellen Ausstellung im Städel (11.03. bis 21.06. 2015) ein. Allen, die die Werkschau bereits gesehen haben, bietet sie vertiefende Einblicke.
Die 70 Besucher der Veranstaltung erhielten einen fundierten Einblick in die Zeit des 19. Jahrhunderts, dem damals vorherrschenden Kunstgeschmack und die Entwicklung der Künstler. Zahlreiche Bilder von Monet und Zeitgenossen wurden von Petra Schwerdtner gezeigt und anschaulich erläutert. Dazu las Dr. Fink passende Zitate aus Briefen, Berichten und Literatur. Der sehr informative Abend hat sicher zur Motivation beigetragen, die Monet-Ausstellung im Städel zu besuchen.
Petra Schwerdtner gründete vor 15 Jahren die Agentur »kunstkontakt«, leitet die Geschäftsstelle des Deutschen Werkbundes und lehrt an der Fachhochschule Frankfurt. Dr. Adolf Fink unterrichtet an der Universität des dritten Lebensalters, leitet diverse Literaturkreise und schreibt für die FAZ. Fotos: Heidt
Freitag, 17. Juli 2015
Ursula Neeb liest aus dem historischen Krimi „Madame ermittelt“
Ein neues Leben, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Nichts anderes wünscht sich die Prostituierte Sussi Kesselheim, der die Dichterin Sidonie Weiß im Jahre 1838 hilft, eine neue Existenz aufzubauen. Doch ein skrupelloser Mörder behindert dieses Vorhaben. Erst stellt er die Frau öffentlich bloß, dann tötet er sie grausam. Sidonie ermittelt und gerät immer tiefer in den Sog des heimtückischen Täters.
Ursula Neeb studierte Geschichte, Kulturwissenschaften und Soziologie. Sie arbeitete als Archivarin und Bilddokumentarin beim Deutschen Filmmuseum und bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Heute lebt sie als Autorin von historischen Krimis mit ihren beiden Hunden im Taunus. Ihr jüngstes Buch Madame ermittelt erschien im März 2015.
Freitag, 2. Oktober 2015
25 Jahre Deutsche Einheit
Zum Jubiläum »25 Jahre Deutsche Einheit«, das am ersten Oktober-Wochenende in Frankfurt ausgerichtet wurde, hatte der FörSteR die Autoren Katja Lange-Müller und Thomas Rosenlöcher eingeladen: 25 Jahre Deutsche Einheit? Katja Lange-Müller und Thomas Rosenlöcher im Gespräch mit Ruth Fühner (hr2 kultur)
1989 lebte die in Ost-Berlin geborene Schriftstellerin Katja Lange-Müller bereits fünf Jahre in West-Berlin, der Schriftsteller und Lyriker Thomas Rosenlöcher noch immer in seinem Geburtsort Dresden. Fünfundzwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands sprechen die beiden ehemaligen Stadtschreiber von Bergen-Enkheim mit der Moderatorin Ruth Fühner über ihre Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse, aber auch über ihre Probleme mit der deutschen Einheit und lesen aus ihren Werken. Wir versprechen Ihnen einen kritischen und unterhaltsamen Abend.
Katja Lange-Müller wurde 1951 in Ost-Berlin geboren. Sie lernte Schriftsetzerin, arbeitete als Hilfspflegerin auf psychiatrischen Stationen, lebte ein Jahr in der Mongolei und verließ 1984 die DDR. 1986 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis, 2013 den Kleist-Preis. 1989/90 war sie Stadtschreiberin in Bergen-Enkheim. Zuletzt erschien von ihr der Roman Böse Schafe.
Thomas Rosenlöcher wurde 1947 in Dresden geboren. Der studierte Betriebswirt schreibt Gedichte, Kinderbücher und Essays. Im Westen Deutschlands wurde er vor allem mit seiner Lyrik, dem Wende-Tagebuch Die verkauften Pflastersteine und seinen literarischen Geschichtschroniken bekannt, in denen er vom Übergang von Ost nach West erzählt. 2010/11 war er Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. Zuletzt erschien von ihm der Lyrikband Hirngefunkel .
Ruth Fühner, Moderatorin bei hr2 kultur, sagt über ihre Arbeit: »Es ist ein großes Glück, lesen, Theater gucken, Leute ausfragen, nachdenken zu dürfen und dafür auch noch bezahlt zu werden.« Fotos: Heidt
Freitag, 6. November 2015
Trude Simonsohn im Gespräch mit Elisabeth Abendroth
Die Stadtteilbibliothek Rödelheim war bis auf den letzten Platz besetzt, wobei besonders die große Menge an Schülern im Publikum positiv auffiel. Die Besucher erlebten einen ergreifenden und sehr interessanten Abend, an dem die 94-jährige Holocaust-Überlebende Trude Simonsohn aus ihrem bewegten Leben erzählte. Ihr Buch „Noch ein Glück“ war innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Fotos: Heidt
Freitag, 27. November 2015
Fremd ist der Fremde nur in der Fremde
Eine musikalisch-literarische Reise mit Moritz Stoepel